Gaskraft

Gasturbinenkraftwerke haben je Einheit eine Leistung von bis zu 340 MW. Die von einem Gaskraftwerk verbrauchten Gasmengen lassen sich dabei einfach abschätzen. Wenn ein Kraftwerk beispielsweise 300 MW elektrische Leistung abgibt und einen Wirkungsgrad von 50 % hat, entspricht sein Gasverbrauch einer Leistung von 600 MW pro Stunde. Da Erdgas in unserer Region einen Heizwert von ca. 11,4 kWh/m3 hat, entspricht dies einem Gasverbrauch von ca. 52.630 m3 pro Stunde. Damit leistet solch ein Gaskraftwerk in 1,5 Tagen das gleiche wie ein 6 MW Windrad in einem Jahr.
Als grobe Schätzung kann man sagen, dass ein Gaskraftwerk 2/3 des Jahres auf Volllast und ein Drittel auf Halblast fährt, so dass man hier etwa 200 Windräder benötigt, um an die gleiche Leistung heranzukommen; nur dass Windräder niemals durchgehend Strom zur Verfügung stellen können und wir nicht die Speicherkapazitäten haben, um den Strom entsprechend aufzubewahren.

In Leipzig geht solch ein neues Gaskraftwerk, lt. einem Bericht der Leipziger Volkszeitung aus dem Jahr 2018, in diesem Jahr ans Netz und soll mit seinen 150 MW Leistung rund 3.000.000 Haushalte mit Strom, sowie Leipzig und das Umland mit Fernwärme versorgen. Dieses Projekt soll etwa 150 Millionen Euro kosten und wird durch die Förderung von 3 Cent pro Kilowattstunde eine Anlage zum Nulltarif. Außerdem soll das neue Kraftwerk mit Biogas und synthetisch hergestelltem Gas aus erneuerbaren Energien betrieben werden.

Im Vergleich belaufen sich die Kosten für 100 Windkraftanlagen (für die ganz oben genannte Rechnung sind wir von 300 MW ausgegangen und haben 200 Windräder benötigt) bei einem derzeitigen Preis von 8 – 10 Millionen Euro pro Stück auf 900 Millionen Euro und müssen zudem nach 20 Jahren, bei Ablauf der Förderung, wieder abgebaut werden, trotz vorheriger Förderung von z.Zt. 7,35 Cent pro kWh.

Auf welche Art und Weise decken wir uns mit Gas ein

Im Jahr 2022 hat Deutschland insgesamt 847.470 GWh Gas verbraucht und damit 75% mehr als Strom, wobei man dazu sagen muss, dass ein Teil des Gases zur Stromproduktion genutzt wurde.

Da Erdgas in unserer Region einen Heizwert von ca. 11,4 kWh/m3 hat, entsprechen die o.g. 847.470 GWh etwa 74,34 Milliarden m3.
Dies ist etwas weniger (liegt sicher auch daran das der Heizwert von Gas unterschiedlich ist) als in der unteren Abbildung zu sehen ist. Über die LNG-Terminals gibt es eine Studie des New Climate Institute aus dem Jahr 2022. In dieser Studie wurde bereits Ende 2022 darauf hingewiesen, dass die Pläne für deutsche LNG-Terminals massiv überdimensioniert sind.

Unterschrift der Quelle (Folgestudie aus 2023) der Abbildung: Erdgasimporte und Klimaschutzgesetz-konformer Verbrauch. Die LNG-Kapazitäten entsprechen unserer konservativen Interpretation des aktuellen Entwicklungsstands. Pipeline-Importe basieren auf Importen und Reexporten aus Q4 2022, sinkender Produktion in den Niederlanden, aber keiner wie angekündigten Steigerung aus Belgien. Der Gasverbrauch basiert auf dem Klimaneutrales Deutschland 2045 Szenario der Agora Energiewende (Prognos, Öko-Institut and Wuppertal-Institut, 2021).

An der roten Linie (der erwartete Verbrauch von Erdgas) ist deutlich zu sehen, dass wir die festinstallierten Terminals entweder gar nicht benötigen, oder schon vor 2030 auf schwimmende Terminals, die durch ihre Chlorbeigaben ins Meer das gesamte Wattenmeer schädigen, verzichten können. Im letzteren Fall wären selbst die festinstallierten Terminals deutlich überdimensioniert.

Diese LNG Terminals sind hauptsächlich dazu gedacht Fracking Gas aus den USA zu importieren. Fracking ist eine Förderungsart, die in den USA, insbesondere in Texas und Louisiana die Natur ganzer Landstriche zerstört und das Leben sowie die Gesundheit der dortigen Bevölkerung stark beeinträchtigt. Wer sich einen Eindruck hierüber verschaffen möchte, kann sich in der NDR Mediathek die 45 minütige Reportage „Das LNG Dilemma-Schmutziges US Gas“ anschauen.

Abgesehen von solch unvernünftigen Fördermethoden geht für die Verflüssigung des Gases gut 20% verloren. Denn hierfür muss das Gas auf minus 162 runtergekühlt und weiter kühl gehalten werden.
Je nachdem womit der LNG Tanker anschließend fährt, wird von dem Gas wiederum ein Teil verbraucht, oder er wird mit Schweröl betrieben, welches wiederum mehr Abgase verursacht.

Und je nachdem auf welche Art und Weise das Gas gefördert und transportiert wird sind die Treibhausgasemissionen von LNG zwischen 73 und 274 % höher als die von Kohle!

Neben der Versorgung mit LNG, welches gerade stark in den Medien diskutiert und von Umweltverbänden bekämpft wird, haben wir eine sehr geringe Eigenförderung von Erdgas.
Deshalb bekommen wir die größten Mengen über Pipelines aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Norwegen.

Da  Erdgas zur Zeit etwas weniger als ein Viertel aller deutschen Energieträger ausmacht und laut der oben gezeigten Grafik ab 2030 bis 2045 auf Null gesenkt werden soll, stellt sich die Frage, welche Energieart hier einspringen soll. Insbesondere wenn man bedenkt, dass bis spätestens 2038 der Kohleausstieg vollbracht sein soll, wobei Kohle in 2022 auch noch knapp 20% der Primärenergie gestellt hat.